APULIEN. Erster Teil
Jetzt sind wir definitiv im Süden. Mezzogiorno. Passenderweise empfängt er uns mit steigenden Temperaturen und daß die Tage inzwischen nun auch spürbar länger sind, verstärkt den schönen Eindruck noch. Wieviel Zeit sollen wir für unsere Reise durch Apulien veranschlagen? Wir können uns zu keiner Entscheidung durchringen und beschließen, es vorerst einfach „laufen zu lassen „. Es gibt so viele Ziele, Interesse haben wir an allerhand…
Für den Anfang bewegen wir uns direkt entlang der Küste zum Adriatischen Meer. Leider wenig einladend zum Übernachten. Wir lieben die Ruhe. Und zwar nicht die mit Ohrstöpseln, sondern die echte Stille des nachts. Aber sie findet sich schnell und fast ohne Umweg an einer uralten Klosterruine. Abbazia di Sant’Agata Martire, einst von Zisterzienser errichtet.
Vor hunderten von Jahren durch die Osmanen zerstört, nie wieder aufgebaut, steht sie bis heute, sich selbst überlassen, zwischen Blumenkohl- und Fenchelfeldern.
Das Ambiente wirkt nahezu verwunschen, die Aussicht ist wunderbar und die herrliche Ruhe wird nur kurz unterbrochen durch einen hupenden Traktorkonvoi auf der Küstenstraße. Bauernproteste auch und ganz besonders hier.
Einen Abstecher unternehmen wir zwecks Mittagessen im Fischlokal im nahen Lesina (wieder eine Empfehlung des Guide Michelin), zum Übernachten geht’s zurück zu „unserer“ Ruine, weil einfach zu schön.
Dann ziehen wir weiter Richtung Gargano-Halbinsel, aber der nächste Stop bietet sich schon Kilometer davor an am Ende eines Feriendorfs im Winterschlaf bei Torre Mileto.
Nur vereinzelt kommen Leute vorbei, alle sprechen Deutsch. Schwäbische besser gesagt, denn nach langen Arbeitsjahren in D nun in der Heimat zurück und im Ruhestand. Lauter ausgesprochen nette Gespräche! Guter Platz mit Blick auf’s Meer.
Die Fahrt um die Gargano-Halbinsel wird von den Reiseführern ausdrücklich empfohlen. Wir widersprechen da nicht, es ist landschaftlich wirklich ein Highlight.
Um diese Jahreszeit herrscht so gut wie kein Verkehr hier. Wir bewegen uns am äußersten Rand entlang, gehen unter Pinien „vor Anker“. Alles Hanglage hier, stehen maximal aufgekeilt und ausbalanciert. Wie eine Ballerina auf Zehenspitzen. Wir genießen 2 Tage lang die Aussicht. Und die Abwesenheit von Funknetz und Internet tuen ausgesprochen gut.
Für danach hatten wir eigentlich die Idee, irgendwo hinter Zapponeta an Europas größten Salinen zu übernachten. Aber links und rechts der Straße kein Platz, nur Müll und eine Dichte an Überwachungskameras, die die Chinesen vor Neid erblassen ließe, aber ihre Gründe haben wird…
Also weiter. Wir landen strategisch günstig in Andria. In Moped-Schlagdistanz sowohl von Trani, als auch Castel del Monte.
Unser Parkplatz liegt zunächst am Stadtrand benachbart zu einer prachtvollen Kirche, Santa‘ Maria dei Miracoli. Eigentlich 2 in 1, denn es gibt eine überirdisch, eine im Untergeschoss. Daneben ein Tabacci als Cappucino-Anlaufstation für uns. Und ein Lehrinstitut für angehende Landwirte noch dazu, denn hier wird extensiv „in Oliven gemacht“. Der ganze Ort liegt unter einer Duftglocke aus Olivenöl, man atmet es hier quasi.
So ergibt es sich dann zufällig, als wir bei der Gelegenheit unseren eigenen Ölvorrat wieder auffüllen wollen, daß uns der Besitzer einer Azienda spontan einlädt, auf seinem Hof zu übernachten. Tagsüber umzingelt von Öltankern, nachts gut behütet vom allgegenwärtigen Torwächter. Die Leute begegnen uns mit so viel Freundlichkeit! Einmal hält einer neben uns, den Kofferraum voll frisch geernteten Fenchels, schenkt uns zwei und fährt weiter. Einfach so.
Trani gefällt uns übrigens ganz außerordentlich. Ein strahlender Ort am Meer. Ein bißchen mondän, sehr südländisch mit Palmen und Bananenpflannzen in den Straßen und die Zeit beim Schlendern durch die Gassen wird einem nicht lang.
Castel del Monte haben wir gesehen. Imposant. Aber damit ist’s auch schon gut…
Weiter geht’s jetzt ins Valle d’Itria in die Trulli-Region.