Goodbye Vietnam!

Mi, März 02, 2016 Aus Von Anja

14 Tage sind schnell vergangen, länger dürfen wir aktuell ohne Visum nicht im Land bleiben. Nach Hanoi hatten wir noch nahe Hoi An Station gemacht, von wo aus wir nun via Da Nang mit dem Nachtzug nach Sai Gon (16h Fahrt) und direkt per Flug zurück nach Bangkok reisen.

Was wollten wir uns nicht alles anschauen in Vietnam! Nach Sa Pa ins nördliche Bergland wollten wir gerne, aber dort ist es erstaunlich kalt momentan, also verworfen. Die Ha Long-Bucht wäre an und für sich ein Muss. Aber andere Reisende, die einen Tag vor uns dort waren, waren völlig gerädert und sehr enttäuscht zurückgekehrt – Wetter schlecht, Tourorganisator lausig, Touristen en masse – gecancelt.

Wohin also, wenn man nach ein wenig Sonne lechzt? Nach Süden, zumindest bis über den Wolkenpass, der Nord- und Südvietnam voneinander abgrenzt. Also, Flug nach Da Nang gebucht und los, Meeresufer und Hoi An als UNESCO Weltkulturerbestätte schienen uns eine verlockende Kombination. Aber Pech gehabt, das Meer schäumte jeden Tag wilder und ohne Regenjacke konnte man nicht vor die Tür.

Außerdem war uns vorher nicht klar, was mit dem Reiseführer-Vermerk bei Hoi An gemeint war: „Die schönste Altstadt Vietnams besitzt eine einzigartige Atmosphäre „. Hm, die von Rothenburg o.d.T. in etwa. Eigentlich benötigt die schöne, alte chinesisch-japanisch-französisch-gemischte Architektur keinerlei Hervorhebungen. Doch die Straßen sind überladen mit Lampionketten und sonstigen Verzierungen. Das Auge findet keinen Halt. Touristenschwärme füllen die Gassen. In nahezu jedem Gebäude befindet sich ein Shop für T-Shirts und Touristik-Firlefanz, eine Maßschneiderei oder Schuh- und Taschenmacher. Dabei ist das mit den angepriesenen Maßanfertigungen nach eigenem Entwurf so eine Sache. Bei Klamotten ist es mitnichten günstig und bei Lederwaren stößt man sehr schnell auf Grenzen, wenn man mit Wünschen antritt, die vom Üblichen abweichen. Wir machen die Probe auf’s Exempel und fragen die perfekte Reise-Geldbörse an, wie wir sie schon lange vergeblich auf dem Markt suchen. Erst der 4. Laden kann wirklich, was wir wollen, und sieht sich in der Lage, ein vernünftiges Angebot zu machen.

Tja, und dann müssen wir auch hier wieder einmal mit großem Bedauern registrieren: der Massentourismus verdirbt die Manieren. Nur hier in Hoi An und sonst nirgends wurden wir unschön verkäuferisch bedrängt. Jetzt beantworten wir die superbillige Verkaufsanbahnung „Where do you come from?“ schon regelmäßige mit „Senegal“. Aber man muss nicht glauben, dass das wen stutzig macht oder in seinem verkäuferischen Elan bremst. Es nervt unendlich, wenn einen unentwegt einer am Ärmel zuppelt und Hellohello! ins Ohr brüllt.

Gottseidank stand uns auch an diesem Ort ein Moped zur Verfügung, sodass wir raus aus der Stadt und Eindrücke vom ganz normalen Leben sammeln konnten. Tolle Menschen mit Humor und Herz! Und immer zur Stelle, wenn man mal wieder im Straßenlokal nicht verstehen kann, was es zu essen gibt und wie. Einer kommt bestimmt, setzt sich einfach daneben, macht vor, wie man die Frühlingsrolle füllt und verspachtelt, und hat dann seinen Spaß, wenn wir es selbst versuchen. Späße sind wichtig, auch wenn man die Sprache des anderen nicht spricht. Peter insbesondere bekam hin und wieder im Spaß von älteren Damen „eine drüber gezogen“, weil er sich Scherze mit ihnen erlaubte.
Und wenn es ein Hellohello! auf dem Land zu hören gibt, dann von vorüberradelnden Kindern. Sie erkannten uns immer schon von weitem als Ausländer, wir waren schließlich die einzigen auf dem Zweirad, die anständige Helmen trugen (wir hätten die Dinger zu Spritzenpreisen verkaufen können!). Es kam auch ganz oft vor, dass wir, wenn wir zu Fuß durch ein Dorf marschierten, von Schülern angesprochen wurden. Wer hier englisch lernt, ist dabei nicht schüchtern. So machen wir x Mal den Lehrbuchdialog mit: „Where do you come from?“ (mit echtem Interesse und ehrlicher Antwort), „How old are you?“ und „What’s your name?“ und „Nice to meet you“ …
Das Street Food ist übrigens ausgezeichnet, immer und überall, wir haben täglich auf der Straße und nie schlecht gegessen.

My Son (nicht englisch, die deutsche Aussprache kommt der richtigen am nächsten) haben wir uns übrigens auch noch anschauen können. Eine Ruinenstädte, die Jahrhunderte von Dschungel überwuchert war, dann zugänglich gemacht, im Vietnamkrieg erneut zerstört wurde, und heute als UNESCO Weltkulturerbe gilt. Alte hinduistisch/buddhistische Tempel, die wir nun in die von uns schon besuchten Stätten Angkor, Bagan und Ayutthaya einreihen können.

Einige erste Fotos davon findet Ihr wie immer hier: https://www.instagram.com/assistentin_der_reiseleitung/

Fazit: Vietnam ist definitiv eine Reise wert, Wettermisere hin oder her. Wir haben geschlemmt und so mit Sicherheit zugelegt, das Essen ist außergewöhnlich gut hier! Und hier geht es voran, auch wenn mal einen ganzen Tag lang ohne jede Vorwarnung der Strom ausfällt und damit auch das Wasser, da die Pumpen nicht laufen. Aber immerhin schweigen dann auch die Lautsprecher in den Straßen eine Weile und es gibt wenigstens vorübergehend keine Marschmusik und Ansprachen. Jeder ist hier busy busy busy, die Wirtschaft dreht sich, in der Aufwärtsspirale. Chinesen? Fehlanzeige, bis auf ein paar wenige Urlauber. Wir erinnern uns an Laos, das genaue Gegenteil. Dort scheint man die Tage zu verschlafen, der große Nachbar übernimmt derweil das Land, ohne groß Geräusche zu machen. So wacht eben auch keiner auf. Vietnam dagegen ist hellwach!